Vita

Geboren 1966 in Essen
Ausbildung zum Theatermaler
Seit 1992 als freischaffender Maler und Grafiker tätig

Ausstellungs- und Messebeteiligungen in Bologna (I), Birmingham (GB), Brüssel (B), Dortmund, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, New York (USA), Utrecht (NL). Kunstdrucke und Grafiken von Ralf Bohnenkamp werden durch die Kunstverlage PGM , MAP und ACTE III weltweit vertrieben.

 

 

 

 

 

  farbkörper
Bohnenkamps Malerei bereichert den wissenschaftlich-kühlen Kosmos des Minimal Painting um ein sinnlich-emotionales Element. Denn obwohl die Bilder in ihrer einfachen Formensprache und ihrer reduzierten Farbigkeit von den physikalischen Gesetzmäßigkeiten sprechen, die unserer realen Welt zugrunde liegen, verwandeln sie sich durch Farbschichtung und körperhafte Materialität, durch sichtbare Spachtelführung: Das vormals Klare wird undeutlich, das Gerade wird unregelmäßig, das Sichere wird prekär - hier beginnt die Kontemplation. Dem geneigten Betrachter offenbaren die Bilder eine stille Farbenpoesie, die allein rational nicht vollständig erfasst werden kann. Als „Andachtsbilder“ im besten Sinne stehen sie damit in einer Tradition, die von den Klassikern der abstrakten Moderne auf den Weg gebracht wurde. Bohnenkamp fügt dieser Tradition seine eigene Deutung hinzu: Mit eigenen Farbkontrasten und mit einem präzisen Sinn für die Komposition.

The painting of Bohnenkamp enriches the scientifical-cool cosmos of minimal painting with a sensual and emotional element. Though the pictures in their simple stylistic idiom and their reduced color spectrum speak of the physical principles, which are the basis of our material world, they transform themselves by color layering and bodyful materiality, by visible strikes of the putty: The former clearness disappears, straight lines become irregular, the safe becomes precarious - this is, where the meditation begins. The pictures reveal a quiet color poetry, which only rationally can not be solved by the viewer. As more “Andachtsbilder” in the best sense of meaning they stand in a tradition which was brought on the way by the protagonists of the classical modern. Bohnenkamp adds his own interpretation to this tradition: With own color contrasts and with a precise sense for the composition.

Torsten Obrist

Farbe als Fläche - Farbe als Raum - Farbe als Konzept

Die Konfrontation mit den Bildern Ralf Bohnenkamps stellt den Beschauer während des Rezeptionsprozesses unweigerlich vor die Frage nach der räumlichen Suggestionskraft der Farbe im Medium einer zweidimensionalen Fläche, das heißt im Rahmen einer bemalten Leinwand. In Anlehnung an die so genannte Farbfeldmalerei der New York School verzichten die malerischen Arbeiten Ralf Bohnenkamps auf alles Anekdotische, Episodische und - um es allgemein zu fassen – auf jegliche narrative Struktur. Die farbflächigen Leinwände des Künstlers bestechen eher durch eine form- und farbimmanente Struktur, die sich mittels einer begrifflichen Terminologie nur schwerlich ins Medium der Sprache übersetzen lässt. Gleichwohl gestalten sich die einzelnen ockerfarbenen, braunen und mitunter schwarzen Farbflächen zu einem kompositorischen Farb-Raum-Gefüge, sodass man tatsächlich von einer inhärenten Kompositionsstrategie sprechen könnte, die ausschließlich einer malerischen Syntax verpflichtet ist, aus der sich das komponierte Bild als künstlerisches Produkt erst ergibt. Bei näherer Betrachtung der Bilder Ralf Bohnenkamps wirken diese wie eine mit informellen Mitteln gestaltete scenae frons des Ungegenständlichen und schaffen somit ein farb- und formautarkes Bühnenbild, und hinsichtlich dessen ist es sicherlich nicht uninteressant darauf hinzuweisen, dass Ralf Bohnenkamp einst eine Ausbildung zum Theatermaler absolviert hat. In seinen Bildern finden sich immer wiederkehrende Kompositionsstrategien, wie beispielsweise rahmende Farbflächen an den Rändern der Leinwand, von Rand zu Rand verlaufende Farbbalken, die sich längs oder quer durchs Bildfeld schneiden, wie gleichermaßen zentral gesetzte Farbflächen oder –linien, welche den Hauptakzent des Farbensembles zu bilden scheinen. Wenn der amerikanische Maler Mark Rothko einmal über seine Bilder gesagt hat, dass er seine Bilder als Schauspiele verstanden habe und die einzelnen Formen die Aufführenden seien, so trifft diese Aussage ebenso auf die Arbeiten Ralf Bohnenkamps zu; auch dort scheinen die diversen Farbflächen und –balken untereinander zu changieren und produzieren demgemäß die werkimmanente Eigendynamik des Ganzen.

Ausgehend von einer phänomenologischen Hermeneutik, verweisen die Farbflächenbilder Ralf Bohnenkamps auf nichts anderes außer auf sich selbst; die Farbe als Substanz der Bilder – um es mit einem Wort Barnett Newmans zu sagen – erschafft sich gewissermaßen erst im malerischen Prozess als Konstituante einer optischen Erscheinung, die jegliche vertraute Erfahrung der empirischen Alltagswelt übersteigt (Max Imdahl). Doch während die großflächigen Farbfeldarbeiten eines Rothko oder Newman den Bezug zu einer transzendenten Erfahrung postulieren und somit letzten Endes immer noch Verweischarakter besitzen, verweigern die Bilder Ralf Bohnenkamps einen wie auch immer gearteten außerkünstlerischen Verweiszusammenhang und beschränken sich auf die Optizität ihrer immanenten Erscheinung. Ein besonderes Merkmal der Arbeiten Ralf Bohnenkamps liegt in der graduell mal stärker, mal weniger zu Tage tretenden Plastizität der einzelnen Bildpläne, wodurch die unterschiedlich dicker oder dünner aufgetragenen Farbflächen als malerische Gebärmutter für die – freilich nur in der anschaulichen Rezeption des Betrachters existierenden – illusionistischen Farbräume dienen. Dem Farbauftrag kommt damit eine dreifache Bedeutung zu: Erstens ist die Farbe selbstreferenziell konnotiert (Farbe als autarke Farbigkeit), zweitens wird die Farbe konzeptuell als strukturelles Gerüst des Bildfeldes eingesetzt, und schließlich resultiert als dialektische Synthese aus den beiden erst genannten Prämissen eine Farbräumlichkeit, welche die faktische Fläche des Bildes in eine nur im ästhetischen Schein existierende und allein durch die Anschauung erfahrbare Dreidimensionalität transformiert. Farbe an sich, das versteht sich freilich von selbst – ist nur durch visuelle Erfahrung anschaubar, gleichwohl besteht ein ungemeiner Unterschied zwischen dem, was Farbe als malerisches Material ist und dem, wie der Künstler Ralf Bohnenkamp Farbe als ästhetisches Phänomen gezielt einsetzt, um zu seinen räumlich-illusionistischen Bildfindungen zu gelangen. Tatsächlich lassen sich die Bilder Ralf Bohnenkamps nicht deuten, aber durchaus lesen und betrachten. Auf seine Kunst trifft der schöne Satz des amerikanischen Malers Robert Ryman zu, der einmal über seine Bilder gesagt hat, dass man über diese nicht sprechen solle, sondern sie erfahren müsse. Die in diesem Satz latent erhaltene Dichotomie ist die zwischen Intuition und Intellekt, respektive der alte Kampf zwischen Anschauung und Begriff, oder eben das, was Adorno als die erkenntnistheoretische Trennung von Sinnlichkeit und Verstand beschrieben hat. Die schmerzvolle Trennung von Bild und Begriff führt zum weiter oben bereits angesprochenen Problem der Übersetzbarkeit visueller Erfahrung in die Begrifflichkeit der Sprache und ist der Kunsttheorie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. So konnte Alfred Lichtwark schon 1899 sagen, die Sprache der Dichtkunst, die Musik und die Bildende Kunst seien „Ausdrucksmittel nicht des Verstandes, sondern einer starken, besonders gearteten menschlichen Seele.“ Im Diskurs der philosophischen Ästhetik tauchte die Kritik an die epistemische Allmacht des diskursiven Denkens zunächst im 18. Jahrhundert bei Alexander Baumgarten auf, der für eine sensitive Erkenntnisform plädierte, die dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in unvergleichlicher Weise von Arthur Schopenhauer ausformuliert wurde. Nach Schopenhauer resultieren sämtliche Begriffe aus dem Einzelnen und Anschaulichen der Erfahrung: „Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit zuletzt in der ANSCHAUUNG.

Freilich meinte Schopenhauer damit noch das gegenstandsbezogene Sehen, aber nichts desto trotz bietet die informelle Farbfeldmalerei im Allgemeinen sowie die Flächenmalerei Ralf Bohnenkamps im Besonderen ein optisches Angebot, das sich allein über das Phänomen des Sehens erschließen lässt. Die Arbeiten des Ralf Bohnenkamp beanspruchen und fordern den visuellen Zugang durch das Auge des Beschauers gewissermaßen heraus, denn einzig im Akt des Betrachtens ergibt sich die suggestive Kraft der Bilder Ralf Bohnenkamps: Farbe als Fläche, Farbe als Raum und schließlich Farbe als Konzept.

Dr. Ulrich Korn

Colour to be plain, colour to be space, colour to be conceptual

To be confronted with paintings of Ralf Bohnenkamp means for the spectator during the process of perception to evoke inevitaby the question of spatial suggestive power of colour within the media of a two-dimensional surface, that means within the scope of a painted canvas. According to the colourfield-painting style of the New York School, the painted works of Ralf Bohnenkamp renounce any anecdotical, episodical or – to put it in more general terms – narrative structures. The colour-painted canvases of the artist rather appeal by means of an immanent shape-and-colour determined structure which hardly can be translated into abstract language with the help of a defined terminology. However, the single colourfields of ocre, brown and occasionally black tones form themselves a compounded colour-and-space ensemble, and this leads to the assumption that there are indeed inherent strategies of composition at work which are execlusively commited to an artistic syntax. And it is this syntax which is responsible for the compounded painting as an artistic product eventually. At a closer view the pictures of Ralf Bohnenkamp seem to appear as a scenae frons of non-figurative painting, designed by informel means. As a fact, the paintings get the effect of a self-sufficient set stage-picture with regard to its form and colour, and concerning the recently mentioned statements above it might be of interest to know that Ralf Bohnenkamp once had an accomplishment as a scene-painter before he has become an artist. In his works a lot of composing strategies are to be found which occur in repeated ways, like framing colour-fields at the canvas’s edge, or bars of colour developing from one brink to the other, either positioned in a horizontal or vertical mode of painting. Furthermore, the spectator can observe colour-fields and strokes placed exactly at the centre of the canvas which seem to form the focal point of the painting. The American painter Mark Rothko once stated with regard to his canvases that he used to see them as a play or drama and the single shapes being the actors of it. Almost the same can be said on Ralf Bohnenkamp’s paintings; here the coloured-fields and bars seem to interchange mutually and as a consequence produce the work’s inherent dynamics of the picture in its entirety.

In terms of phenomenological hermeneutics the colourfield-works of Ralf Bohnenkamp refer to nothing else but to themselves. Colour as the substance of the paintings generates (to use the words of Barnett Newman) within the artistic process as a constitution of an optical phenonomen, which lies far beyond any empirical experience (Max Imdahl). But whereas the oversized colourfield-paintings of Rothko and Newman postulate a reference to transcendental experience and in doing so still refer to something, the paintings of Ralf Bohnenkamp renounce any reference at all which lies outside the range of artistic production, but are limited to the opticity of what is phenomenologically visible. Characteristic for Ralf Bohnenkamp’s works is the plasticity of single plains on the canvas, sometimes appearing in a lower or stronger manner, whereby the different colour-fields with thicker or thinner layers serve as the womb for the illusionistic colour-spaces which of course are only existent within the perception of the spectator. With regard to the painted plains, this means something different in a threefold way: First of all, colour has got a self-referential connotation (colour as a self-sufficient colouring), second, colour is used conceptually in order to structure the surface, and last not least, as a result of the dialectical synthesis of the two premises mentioned before, there emerges a colour-space which transforms the factual plain of the painting into a three-dimensional space which only exists as an esthetical appearance and is only to be experienced in the eye of the spectator. Colour itself, this is for sure, is only visible through visual perception, but nevertheless there’s a fundamental difference between colour as an artistic material and colour being used by Ralf Bohnenkamp in an esthetical manner to achieve illusions of spatial dimensions within the paintings. Indeed, the art-works of Ralf Bohnenkamp don’t have any meaning, but they can be read and looked at. Robert Ryman, an American painter, once maintained with regard to his own artworks, that the spectator shouldn’t talk about them, but should experience them. This assumption contains the dichotomy between intuition and ratio respectively the ancient dualism between perception and idea which the German philosopher Theodor W. Adorno describes according to theory of cognition as the separation of sensual perception and reason. This painful division between imagination and notion leads to the problem of translation referred to above, that is the transformation of visual experience into terms of cognitive language. The problem itself already occured at the end of the nineteenth century, when, for example, Alfred Lichtwark stated in 1899, that language of poetry, music and visual arts „are expressions not of a reasoning mind, but of a strong imaginative human soul.“ Within the scope of philosophical esthetics, the criticism concerning the epistemic almightiness of the reasonig mind first appeared in the writings of Alexander Baumgarten, who plead for a sensual way of cognition. Later on, in the course of the nineteenth century, this topic was formulated in even stronger terms by Arthur Schopenhauer. According to him, all ideas of the mind are the results of single made perceptions of what has been experienced: „At the end, all truth and wisdom is to be found in PERCEPTION.“

Schopenhauer, of course, meant figurative visuality, but nevertheless, informel colourfield-painting in general as well as Ralf Bohnekamp’s style of surface-painting in particular are to be understood as optical offers which are only accessible by means of visual perception. The works of Ralf Bohnenkamp force the spectator to look at them, because only within the range of visual perception emerges the suggestive power of his paintings: colour to be plain, colour to be space and colour to be conceptual eventually.


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